Flüchtlinge und Schulabschluss: 64 Prozent haben einen, oder 59 Prozent haben keinen?

Herbst 2017

Die Frage nach dem Bildungsstand der Flüchtlinge ist spannend. Und schwer zu beantworten. Das wird nicht systematisch erfasst, man die Leute letztlich nur fragen.

So eine aufwändige Umfrage hat dankenswerterweise das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Zusammenarbeit mit anderen gemacht: „Annähernd zwei Drittel der Geflüchteten haben einen Schulabschluss“

Falsch ist die Behauptung der BILD-Zeitung, dass 59 Prozent der Flüchtlinge keinen Schulabschluss haben. Um diese Zahl zu erreichen, begehen sie gleich zwei statistische Todsünden: Sie gehen von einer nicht repräsentativen Stichprobe aus, nämlich den Flüchtlingen, die sich bei der Bundesagentur für Arbeit melden. Und dann schlagen sie die 24,7 Prozent, die die Frage nicht beantwortet haben, denen zu, die keinen Abschluss haben – aua. Das nimmt der Faktenfuchs des Bayerischen Rundfunks hier schön auseinander.

Wenn man keine Zahlen hat: Einfach mal die Klappe halten

In unseren Datathons haben wir immer so viele Fragen, die wir brennend gerne beantworten würden, nicht nur zu Bildung, auch zu Gesundheit, Arbeit, Familiensituation – aber uns fehlen die Zahlen. Und natürlich auch die Resourcen, selber Daten zu erheben. Bei allem Hype um Data driven und Open Data: Die Daten müssen erst gesammelt werden. Das ist viel Arbeit und muss von ehrlichen Menschen und Institutionen gemacht werden. Und wer sie benutzt, muss sich die Zeit nehmen, diesen Sammelvorgang zu verstehen. An dieser Stelle möchte ich allen danken, die diese mühsame und anspruchsvolle Arbeit machen.